Frieda Witt (1875 Hamburg – 1963 Bremen)
Eine außerordentlich gute Zeichnerin!
Bei einem Hausbesuch zur Begutachtung verschiedener Gemälde, wurden uns auch einige Zeichnungen einer Künstlers/in „F. Witt“ vorgelegt. Familiär überliefert war, dass die Arbeiten im nahegelegenen Künstlerdorf Worpswede erworben worden seien.
Wir waren sofort von der hohen Qualität der Zeichnungen fasziniert und begannen zu recherchieren, um welche Künstlerin es sich wohl handeln könnte und erhielten in dem Katalog „Mythos und Moderne – 125 Jahre Künstlerkolonie Worpswede“ einen ersten Anhaltspunkt: die nebenstehende Abbildung im Katalog zeigt Frieda Witt, den Zeichenstift erhoben und ganz auf ihre Arbeit konzentriert. Das Porträt stammt von Ottilie Reyländer und ist in Paris 1901 entstanden – wohl in einer der damaligen privaten Malschulen für Frauen, da ihnen der Zugang zu den Akademien versagt war. Auch Paula Modersohn-Becker, die zwischen 1900 und 1907 Paris mehrmals besuchte, studierte u. a. an der Akademie Colarossi, an der möglicherweise auch die jungen Künstlerinnen Ottilie Reyländer (1882 – 1965) und Frieda Witt Unterricht nahmen.
Die oben abgebildeten Zeichnungen wird Frieda Witt (1875 Hamburg – 1963 Bremen) tatsächlich in Worpswede angefertigt haben. Das verrät uns das Portrait des älteren Bauern, den auch die Künstlerin Marie Bock (1864 – 1957) etwa zur selben Zeit in Worpswede zeichnerisch festgehalten hat. Das junge Mädchen im Profil vom September 1898 zeigt Witts besonderes Talent den Ausdruck eines Menschen wiederzugeben.
Frieda Witt hat später in Bremen ein „Privatinstitut zur Ausbildung von Zeichenlehrerinnen“ gegründet, das von 1906 – 1920 bestanden hat. In der Staats- und Universitätsbibliothek Bemen gibt es eine Postkarte, die Frieda Witt, umringt von ihren Malschülerinnen zeigt. Rückseitig sind die Namen aufgeführt – u.a. gehörte auch die Bremer Malerin Elisabeth Noltenius (1988 – 1964 Bremen) zu ihren Schülerinnen. Unterstützt wurde sie in ihrem Vorhaben von Prof. Högg, dem Direktor des Bremischen Gewerbemuseums. Nachdem sie in Hamburg eine staatliche Prüfung abgelegt hatte, durfte sie an Mittleren- und Höheren Schulen unterrichten und war im Bremischen Schuldienst zunächst als Lehrerin und ab 1926 als Oberlehrerin tätig. Am 20.11.1963 starb sie mit 88 Jahren und wurde am 29.11.1963 auf dem Osterholzer Friedhof beigesetzt.(Vgl. www.bremerfrauengeschichte.de; Staats- u Universitätsbiblothek Bremen; DIE MAUS Staatsarchiv Bremen)
Eine vergessene Künstlerin mit großen Fähigkeiten – eine weitere Entdeckung!